zurück zur Übersicht
Generative Gestaltung
Typojis. Einige neue Zeichen …

Maximilian Borchert | Hannah Häußer : niße – 400 Eszett-Schnitte
Verlag Hermann Schmidt, Mainz



niße – 400 Eszett-Schnitte

BESTELLUNG

Maximilian Borchert | Hannah Häußer

Borchert | Häußer: niße

EUR  23,36

Verlag Hermann Schmidt, Mainz
Text englisch. 832 Seiten mit 400 gemeinen und 88 Versal-Eszett-Glyphen, 12 x 16 cm, klebegebundene Broschur mit freiem Rücken, gebunden in tiefschwarzes Schabert-Magic-Glitzerleinen mit Silber-Prägung.
Alle Preise netto, zuzüglich Mehrwertsteuer und zuzüglich anteiliger Versandkosten. Irrtum und Preisänderungen vorbehalten. Angebote für Handel, Gewerbe und Industrie. Allgemeine Geschäftsbedingungen © 2018, FontShop HandelsgmbH., Wien.

Eszett!

116 Jahre lang führte das kleine Eszett, von anderen Ländern beneidet oder belächelt, ein Leben als einzige lateinische Glyphe ohne großen Bruder. U+1E9E im Unicode-Zeichensatz war lange leer, bis am 29. Juni 2017 der deutsche Rechtschreibrat das Versal-Eszett ins amtliche Regelwerk aufnahm.

Da wird es Zeit für eine Bestandsaufnahme: Hannah Häußer und Maximilian Borchert sichten die Google-Schriftbibliotheken auf der Suche nach Eszett-Schnitten. Sortieren nach Sans, Serif, Slab und Mono. Erlauben den 30 schönsten Display-Eszetts, mitzuspielen in der analogen Liebeserklärung an die Glyphe, die die Deutschen (und die Österreicher) mit munterer Beharrlichkeit gegen die Globalisierung der Rechtschreibung verteidigen. Staunen, wie viele asiatische Typedesigner sich selbstverständlich des Eszetts annehmen. Und freuen sich, über jeden Schriftgestalter, der zur Emanzipation des Versal-Eszetts beiträgt und ihm hilft, den Spitznamen »German-B« endgültig abzulegen.

»niße« ist eine Bestandsaufnahme aus dem August 2017 festgehalten in einem analogen Buch, das einem Buchstaben die Ehre erweist, der es sich nie leicht gemacht hat.

Ein Buchstabe und seine Geschichte: Sein Ursprung ist umstritten, sein Nutzen vielfach diskutiert. Im 17. und 18. Jahrhundert nimmt das Eszett in Italien, Frankreich und England Fahrt auf, in Deutschland weniger. Im späten 19. Jahrhundert kommt es im Antiquasatz auf und wird auf der Zweiten Orthografischen Konferenz von 1901 zur amtlichen Norm erhoben. Schriftgießereien werden verpflichtet, bei künftigen Antiquaschriften ein ß mitzuliefern und für Bestandsschriften eines nachzureichen. Im April 2008 wird der Weg fürs Versal-Eszett geebnet. Auf Drängen des Deutschen Institutes für Normung bekommt das Versal-Eszett einen Platz im Unicode-Zeichensatz zugeteilt. Der aber bleibt erstmal weitgehend leer.

Am 29. Juni 2017 fällt der Startschuss für eine neue Ära. Der Rechtschreibrat nimmt das Versal-Eszett ins amtliche Regelwerk der Rechtschreibung auf. Alle Claßens, Häußers, Roßas und Meißners machen Freudensprünge. Die Zeiten von Doppel-S-Auflösungen, Verwirrung bei Passkontrollen mit Flugticketvergleich scheinen ein Ende zu nehmen.

Gestalter diskutieren kontrovers. Wie immer, wenn sich etwas ändert, wird kontrovers diskutiert. Die einen finden, das kleine Eszett habe sich in den 116 Jahren allein doch ganz tapfer geschlagen. Die anderen nehmen die Herausforderung der Formfindung zwischen kleinem ß und großem B munter an. Die Autoren beobachten und begutachten und potentielle Leser mit ihnen. Die gestalterische Herausforderung reizt. Eine Liebeserklärung an den tapferen Buchstaben in 400 Eszett-Schnitten ist das Ganze in jedem Fall wert …

Übrigens: »niße« wurde auch mit dem Certificate of Typographic Excellence vom Type Directors Club of NY ausgezeichnet.