Kraftvoll, bullig, zeitlos: FF Bau, das Revival einer großen Bauhaus-Schrift

Mutter Sans und ihre Kinder: Die Bleisatz-Schrift Schelter Grotesk, nicht nur zu Bauhaus-Zeiten gern und viel und laufend eingesetzt, war schon das Vorbild für Max Miedingers berühmte Helvetica. Als FF Bau erlebt sie bei FontShop ihre Wiedergeburt - robust und zeitlos modern, perfekt geschnitten, mit einer eigens entwickelten »Extrafetten« und zusätzlichen Italics. Praktischerweise gibt's die ganze FF Bau-Familie auch gleich für alle lateinischen Ostsprachen inklusive Türkisch – in OpenType, als OT/ttf-Schrift für die Bürokommunikation und als reiner Web-Font.

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Kraftvoll, bullig, zeitlos: FF Bau, das Revival einer großen Bauhaus-Schrift

SCHRIFTENTWERFEN IST KEINE Kunst, sondern vor allem – Handwerk. Schriften sind Material, das dazu dient, geschriebenen Text zum Leben zu erwecken. Die gehobene Form dieser Profession nennt man Typografie. Erstklassige Typografen behandeln Schriften wie eine Kapitalanlage, deren Wertsteigerung sie mit ihrer Gestaltungsarbeit selbst bestimmen. Die Schrift FF Bau aus der FontFont-Bibliothek ist so ein Schatz, der eine Lücke im weltweiten Schriftenangebot schließt.

OBWOHL FAST ALLE Erfolgsschriften der Bleisatzära in den Fundes des Computersatzes Eingang fanden, lag die »Mutter aller Sans Serifs« bisher in keinem digitalen Format vor. Die Rede ist von der Schelter Grotesk, der Vorlage für die FF Bau. Die Leipziger Schriftgießerei Schelter & Giesecke veröffentlichte sie um 1880 - eine linear konstruierte, wegweisende Serifenlose. Sie diente Max Miedinger Jahre später als Vorlage für die Helvetica, die zunächst als Neue Haas Grotesk auf den Markt kam.

SCHELTER GROTESK SIEHT AUS wie eine gefällige Spielart der Akzidenz Grotesk, mit Doppeldecker-g, kleiner Mittellänge und schmaleren Zeichen. Ein wahres Arbeitstier, ohne Wenn und Aber einsetzbar für den Mengensatz, der Jahrhunderte lang von Serifenschriften dominiert wurde. Im Bauhaus kam sie laufend zum Einsatz, weil deren Setzerei noch üpppig mit Schelter-Blei bestückt war. Auch der große Typograf Jan Tschichold verwendete sie gern.

1999 FIEL DEM BERLINER Typografen Erik Spiekermann eine Original-Satzprobe der Schelter Grotesk in die Hände, die er seinem »Hof-Digitalisierer« Christian Schwartz weitergab, um zu prüfen, ob sich aus den Vorlagen brauchbare Computerschriften generieren ließen. Schwartz, der bei David Berlow, dem Gründer des Bostoner FontBureau, Inc. gelernt hatte, nahm sich in den folgenden Jahren immer wieder der Schelter Grotesk an. Er zeichnete jeden der gerade stehenden Schnitte, also jede Strickstärke, einzeln neu, um die Eigenheiten des Orginals zu erhalten, ihren Spirit und ihre Wärme ins digitale Zeitalter hinüber zu retten.

ES GAB DAMALS KEINEN extrafetten Schnitt, was Schwartz zum Anlaß nahm, eine Super ganz neu zu entwerfen. Warum Super? Darauf gibt es zwei klare Antworten: Erstens macht der extrafette Schnitt die Familie erst wirklich für Headlines tauglich (wir kennen die Vorliebe der US-Magazin-Gestalter für eng gesetzte, superfette Headlines) und zweitens brachte diese Zugabe dem Entwerfer genau jenes Potential an Interpretationsraum, der für das Werk wie auch die persönliche Entwicklung lebenswichtig ist.

SO WAR DER Super-Schnitt die eigentliche Sensation der FF Bau (die übrigens zunächst »FF Haus« heißen sollte, aber der Name war schon vergeben). Die bulligen, kompakten Lettern heben die Familie klar ab von allen bisherigen Derivaten. 2004 wurde die FF Bau bei FontShop veröffentlicht: vier Strichstärken mit Mediaevalziffern als Standard, alternativ je 4 Schnitte mit Versal- und Tabellenziffern; Expert-Schnitte mit Sonderzeichen runden das 22 Fonts umfassende Paket ab.

DOCH WO BLIEB DIE KURSIVE? Eine fehlende Kursive ist genauso unverzeihlich wie ein fehlendes Ersatzrad. Zur Freude der schnell wachsenden Bau-Fangemeinde ließen die Italics nicht lange auf sich warten. Seit kurzem gibt es auch sie bei FontShop - auf CD-ROM oder gleich zum Downloaden -, ebenso gut ausgebaut und sorfgältig digitalisiert wie die geraden Schnitte. Ihre Geschichte ist ähnlich abenteuerlich wie die von FF Bau Roman. Das US-Magazin Men's Fitness verordnete sich Anfang 2004 ein Redesign, und da lag es nahe, die neue, muskulöse FF Bau Super als Headline-Schrift einzusetzen. Die leichteren Schnitte sollten für die Lesetexte zum Einsatz kommen. Aber ohne Kursive zum Auszeichnen? Ein Ausschlußkriterium!

ALSO GRIFF DER DESIGN-BERATER der Lifestyle-Zeitschrift, Neal Boulton, selbst zum Stift und legte den Grundstein für vier kursive Schnitte, die bei FontBureau unter großem Zeitdruck digitalisiert wurden. »Ein guter Anfang, doch nur wenig davon ist in der endgültigen Fassung der FF Bau Italic enthalten«, sagt Christian Schwartz heute: »Vieles mußte in eine ganz andere Richtung gebraucht werden.«

SEIT DEZEMBER 2010 ist das Werk vollbracht, die FF Bau komplett. Das Nachliefern von Schriftergänzungen gehört zu jener Art Verführungskunst, die FontFont-Herausgeber FSI perfekt beherrscht: Die Schriften der FontFont-Bibliothek sollen, wenn sie den Wünschen ihrer Benutzer nicht ohnehin schon voraus sind, ihnen zumindest auf den Fersen folgen. Der kraftvolle »Workhorse«-Font FF Bau liegt jetzt in den Formaten OpenType (OT, vielsprachig Pro), als Office-Font für die Bürokommunikation (Offc, Offc Pro) und im .eot/.woff-Format als Webfont mit kundenfreundlicher Lizenz fürs Internet (Web, Web Pro) vor.

Vor allem Magazin-Gestalter lieben ihn, den kraftvollen Font mit großer Vergangenhei und ebenso großer Zukunftt: FF Bau von Christian Schwartz mit den acht Schriftschnitten Regular, Medium, Bold und Super plus Kursiven.


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